Des Lebens seltsame Wege. Für Alexandra Gerber, die sich gern neuen Herausforderungen stellt, gilt dies in besonderem Maße. Wie anders ließe es sich sonst erklären, dass die frischgebackene Erzieherin der Bergschule St. Elisabeth für die nächsten Monate ihren Lebensmittelpunkt nach Bolivien verlagert hat.
Die 23-Jährige gehört damit zu jenen 150 jungen Erwachsenen, die seit 1997 im Rahmen des Projektes „Missionare auf Zeit (MaZ)“ der Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel, die Möglichkeit genutzt haben, eine Zeitspanne von bis zu zwölf Monaten in Brasilien, Bolivien, Rumänien oder Mosambik zu verbringen, um dort ein soziales Projekt der Ordensgemeinschaft oder befreundeter Träger und Organisationen zu unterstützen.
Seit August lebt und arbeitet die junge Deutsche im Kinderhaus Casa de Ninos in Cochabamba, der mit 600.000 Einwohnern viertgrößten Stadt Boliviens. Nach anfänglichem Heimweh hat sich Alexandra gut eingelebt und bewältigt ihre täglichen Aufgaben mit Bravour.
Mit dem Projekt „Casa de Ninos“, in dem die junge Frau mitarbeitet, möchten die Schwestern der Verelendung der Kinder auf den Straßen Cochabamba entgegenwirken, denn jene müssen oftmals mit ihren Müttern ohne ausreichende Ernährung, Kleidung und Förderung auf dem Markt der Stadt ihren Tag verbringen.
Die Kinder werden im Kinderhaus durch Lernen, Spielen und Erleben in ihrer geistigen und seelischen Entwicklung gefördert, wobei sich die Schwestern in der pädagogischen Arbeit an den Prinzipien der Montessori-Pädagogik orientieren. Hierbei handelt es sich um eine kindzentrierte Pädagogik, die auf gegenseitige Hilfe, Achtung und Verständnis füreinander aufbaut. Dieser Ansatz, so die Schwestern, unterstütze in besonderer Weise die freie Entfaltung der kindlichen Persönlichkeit.
„Ein großes Anliegen des Projektes ist es, die Eltern nicht aus ihrer Verantwortung zu entlassen. Deshalb wohnen die Kinder weiterhin bei den Eltern“, ergänzt Alexandra Gerber, die im Kinderhaus vorwiegend für die Pflege, Betreuung , Erziehung und der Förderung der Kinder zuständig ist. Sie hilft bei pflegerischen Tätigkeiten, bei der Essensausgabe oder bei der Planung und Organisation von Ferienprogrammen, Freitzeitgestaltungen und Festen.
Weiterhin hat Alexandra die Möglichkeit, Bastel-, Spiel-, Sportangebote zu erarbeiten und auf diese Weise die Kinder sinnvoll zu beschäftigen.
Nach Auskunft der SMMP-Schwestern besteht das Ziel des MaZ-Einsatzes aber nicht nur in der Hilfe, sondern vielmehr darin, den interkulturellen Dialog sowie die interkulturelle Kompetenz junger Menschen zu fördern und ein Bewusstsein für globale Problemlagen zu schaffen. „Entscheidend ist, dass die jungen Frauen und Männer die Bereitschaft mitbringen, andere Kulturen und Realitäten sowie neue Lebensformen kennenzulernen“, betonen die Schwestern weiterhin.
Alexandra Gerber, die in Russland geboren wurde und während der Erzieherausbildung bereits ein vierwöchiges Praktikum in einer finnischen Kindertagesstätte absolviert hat, bringt daher sehr gute Voraussetzungen für den Auslandseinsatz mit.
Das Abenteuer Südamerika endet für die ehemalige Bergschülerin am 3. August 2012. Eines ist dabei sicher. Im Gepäck wird sie dann nicht nur ihre Kleidungsstücke haben, sondern auch viele unvergessliche Eindrücke und Erinnerungen. (jk)
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