Bergschule St. Elisabeth

Staatlich anerkannte katholische berufsbildende Schule

Wir bleiben hier!

Gedanken zur Fastenzeit

Ich habe ihn befragt, was er davon hält. Wirklich ernsthaft gefragt, weil ich es für gut befand. Dass er sich nicht sofort überzeugen ließe, das dachte ich mir. Aber einen Versuch sollte es ja schließlich wert sein.
Nun ja, er hat kurz aufgesehen, müde die schweren Augenlider geöffnet und blinzelnd seine Irritation und Ratlosigkeit kundgetan. „Was hältst du denn davon?“, habe ich gefragt. „Mal ehrlich. Das täte uns doch sicher gut.“, fügte ich hinzu. Er senkte den Kopf und ignorierte meine Frage einfach. Frechheit, dachte ich mir. Aber so ist er eben. Wenn ich ihn nicht jedes Mal zu etwas anschieben würde, was nicht seiner Fasson entsprach, dann würde hier gar nichts gehen. Und ganz ehrlich, mir fällt es ja auch nicht leicht. Na, seinetwegen natürlich. Er macht es mir echt schwer. Ich habe es einfach zwei Tage später erneut versucht. So schnell gebe ich schließlich nicht auf.


„Na,“ begann ich meine unbequeme Anfrage freundlich, subtil, von hinten durch die Brust ins Auge. „Wie sieht’s aus? Wollen wir vielleicht doch? Ich meine, es ist doch jetzt eine prima Gelegenheit. Außerdem ist es gut fürs Klima, die Figur und so.“ Er zuckte mit dem linken Ohr, hob kurz die Lefzen und knurrte. Keine weitere Reaktion. Toll. Das war es wohl schon wieder. Wie letztes Jahr. Noch einmal sah ich ihn an, er rollte sich zusammen, zog den Schwanz an den Körper, legte den Kopf auf die Pfoten und legte sich wieder schlafen.
Niedlich sieht er ja aus, dachte ich, während ich ihn ansah. Und dann fragte ich mich, ob andere auch immer diese Diskussionen führen würden und gleichzeitig war ich froh, dass es keine innere Schweinekatze gab. Die würde wahrscheinlich auch noch kratzen.

Der innere Schweinehund. Wer kennt das Problem nicht? Da will man eigentlich, aber er wehrt sich heftig. Da versucht man und es klappt einfach nicht, wie man will. Gerade jetzt, in der Fastenzeit, da diskutieren wir häufiger als sonst. Vor allem, wenn man versucht, zu verzichten. Auch, wenn das Umfeld dies vielleicht gar nicht tut und erst recht nicht versteht. Dabei leben wir in einem Überfluss, dass uns gar nicht bewusst wird, welchen Wert manche Dinge haben. Da ist die vorösterliche Fastenzeit eigentlich ein Gewinn an Erkenntnis. Sich all der Dinge bewusst zu werden, die unser Leben bereichern, oder denen, die uns von den wichtigen ablenken. Sie ist eine Möglichkeit, in sich zu gehen, sich selbst zu erkennen in all dem, was einen ausmacht. Nur so ist die österliche Botschaft von Neubeginn und Hoffnung wirklich spürbar. Es lohnt sich also. Auch, wenn man den inneren Schweinehund doch fester an die Leine nehmen muss.

Sabine Fromm