Festakt zur Übergabe des Bildungszentrums für Heilberufe an die Bergschule in Heiligenstadt
Die Erleichterung über die gute Lösung war auf beiden Seiten zu spüren: Am Freitag hat das Bildungszentrum für Heilberufe (bfh) in Heiligenstadt die Trägerschaft seiner Schule für die Ausbildung von Physiotherapeuten in die Hände der Berufsbildenden Bergschule St. Elisabeth gegeben. „Wir freuen uns, einen nahtlosen Übergang für unsere Schülerinnen und Schüler zu schaffen und die Ausbildung an diesem Standort erhalten zu können“, sagte der Geschäftsführer der bfh, Alban Günther.
Auf der anderen Seite ist die Geschäftsführerin der Bergkloster St. Elisabeth Schule gGmbH, Schwester Anna Maria Hovest, überzeugt: „Physiotherepeuten möchten nah bei den Menschen sein, um sie zu ermutigen, zu befähigen und zu fördern. Hinter dieser Ausrichtung steht ein christliches Menschenbild.“
Das passe gut zu einem christlichen Schulträger. Zumal die Bergschule auch Ergotherapeuten ausbilde: „Zwei Bildungsgänge, die sich gut ergänzen.“ Dafür gab es von den anwesenden Vertretern der Politik, beider Träger und der Schüler Applaus.
Die Schule mit derzeit 34 Auszubildenden besteht seit 1995. Im Dezember 2015 haben das Bildungszentrum für Heilberufe und die Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel den Wechsel der Trägerschaft bekannt gegeben. Jetzt nennt sich die Einrichtung „Höhere Berufsfachschule für Physiotherapie an der Bergschule.“
Der Unterricht läuft zunächst am Standort Grünewaldstraße weiter, wird aber ab Sommer an der Bergschule integriert. Der kaufmännische Leiter der Bergschulen St. Elisabeth, Michael Bünger, erklärt: „Die Arbeitsplätze der drei Lehrkräfte und der Verwaltungsangestellten werden bei uns gesichert.“
1993 gegründet
Alban Günter ließ die Geschichte und Entwicklung der Schule noch einmal Revue passieren und begründet, warum der Schritt notwendig ist: „Nachdem die Kurbetriebe in Heiligenstadt Anfang der 90er Jahre einen Aufbruch erlebten, war es der Klinikgesellschaft Heilbad Heiligenstadt und der Bildungsvereinigung Arbeit und Leben Niedersachsen e. V. in Göttingen wichtig, die Ausbildung in die eigene Hand zu nehmen.“ Dafür habe man 1993 mit der bfh eine Gesellschaft gegründet und zwei Jahre später den Schulbetrieb aufgenommen: „Angefangen haben wir mit 22 Auszubildenden, von denen 18 Umschüler und vier Selbstzahler waren.“
In den Jahren 1996 bis 2007 zählte die bfh immer um die 80 Schüler. Insgesamt haben hier 1100 Physiotherapeuten ihren Abschluss gemacht. Jedoch sei die Schülerzahl zwischen 2011 und 2015 von 60 auf 34 gesunken. „Das ist vor allem demografisch bedingt. Bei anderen Trägern fielen die Bildungsgänge ebenfalls zunehmend aus“, so Alban Günther, der auch Geschäftsführer der Klinikgesellschaft ist.
Überlegungen, einen Bildungsgang Altenpflege zu eröffnen, scheiterten an den Anmeldezahlen. Und so habe man sich auf die Suche nach einem Partner gemacht, um den Schulbetrieb langfristig zu sichern.
Dank für große Unterstützung
Günther lobte die gute Unterstützung der Politik: durch Landrat Dr. Werner Henning, Altbürgermeister Bernd Beck und den jetzigen Bürgermeister Thomas Spielmann, die am Freitag alle anwesend waren. Und natürlich dankte er der langjährigen Schulleiterin Gabriele Lüttig, die die Einrichtung mit aufgebaut habe und nun in den wohlverdienten Ruhestand gehe: „Die Gelebtheit des angestrebten Berufsbildes hat man hier immer gespürt.“
Gabriele Lüttig selbst erinnerte an die Anfänge, in denen viel improvisiert werden musste: „Unsere Kernkompetenz lag zunächst darin, auf Umwegen zum Ziel zu kommen.“ Aber dadurch habe man die Fähigkeit erlangt, sich immer wieder neuen Vorgaben und veränderten Verhältnissen anzupassen.
Der Umzug in das neue Gebäude habe 1996 einen Ruck nach vorn ausgelöst. Neben den festen Dozenten hätten 33 nebenberufliche Lehrkräfte zum Erfolg der Ausbildung beigetragen.
Einen besonderen Dank richtete sie an Eva Grebenstein, die als sich leitende Physiotherapeutin der Kurkliniken vor allem um die Begleitung der Praktika gekümmert habe; an ihre Verwaltungsangestellte Birgitt Schubert, die den Betrieb maßgeblich mitorganisiert habe; an ihr Kollegium, das nicht nur zuverlässig unterrichtet, sondern immer ganz offen mit ihr diskutiert habe – „und nicht zuletzt an unsere Schülerinnen und Schüler, ohne die es diese Einrichtung nicht gäbe.“
Auf einmal 500 Mitschüler
Nach diesen Worten begrüßte die Schulleiterin der berufsbildenden Bergschule, Gabriele Sachse, die angehenden Physiotherapeutinnen und -therapeuten unter dem Dach ihrer Einrichtung, „so dass sie jetzt 500 Mitschülerinnen und Mitschüler haben.“
Die Verhandlungen zwischen beiden Trägern und den Schulleiterinnen seinen sehr konstruktiv gewesen. Daher sei sie optimistisch: „Ihr Motto lautete ‚Heilen helfen‘. Das passt gut zu dem Leitsatz der heiligen Maria Magdalena Postel: ‚Die Jugend bilden, Arme unterstützen und nach Kräften Not lindern.'“ Auf dieser Basis wolle man den neuen Bildungsgang mit „Sensibilität und Leidenschaft“ begleiten.
Ihre Glückwünsche sprachen abschließend Landrat Dr. Werner Henning und Heiligenstadts Bürgermeister Thomas Spielmann aus. Dr. Henning, der auch Aufsichtsratsmitglied der Klinikgesellschaft ist, spürt bereits, „dass die Unsicherheit der vergangenen Monate immer mehr in Zuversicht übergeht.“ Nach über 20 Jahren sei eine Neuausrichtung wichtig und gut. Und Thomas Spielmann, Vorsitzender des Aufsichtsrates, weiß: „Wir sind ein Heilbad. Wir werden immer Physiotherapeuten benötigen. Und wir haben diese Schüler. Deshalb ist es gut, dass diese Ausbildung hier weitergeht.“
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