Nicht die bloße Wissensvermittlung, sondern Bildung und die Vermittlung von Werten, bei denen jeder einzelne Mensch im Mittelpunkt steht, sind Aufgabe einer Schule. Das war die Botschaft es heutigen Festaktes zum 50-jährigen Bestehen unserer Schule.
„Pädagogische Konzepte kommen und gehen, staatliches Geld fehlte immer, aber das Vermächtnis bleibt“, sagte Provinzoberin Schwester Johanna Guthoff heute in ihrem Grußwort an rund 350 Gäste, die sich in der Turnhalle der Schule versammelt hatten.
Liebe und Vertrauen zum Menschen als Grundlage
Dabei bezog sich Schwester Johanna auf das Wirken der Ordensgründerin Maria Magdalena Postel. Sie habe zwar kein schriftliches Konzept für die Vermittlung von Bildung hinterlassen. Was sie aber hinterlassen habe, sei das Beispiel ihres Vertrauens in die Kinder und Jugendlichen, die sie unterrichtete, und die Art, wie sie auf sie zugegangen sei. Heute seien es die Lehrerinnen und Lehrer dieser Schule, die das Gute in den Schülern wecken und Schwierigkeiten mit ihnen durchstehen.
An das kurze Leben der heiligen Elisabeth von Thüringen, deren Patronatsfest die Schule heute ebenfalls feierte, erinnerte Propst Hartmut Gremler in seiner Festpredigt. Auch von ihr sei nichts überliefert als das Beispiel einer bedingungslosen und grenzenlosen Liebe zu ihrem Ehemann, zu ihrem Nächsten und den Armen und zu Gott.
Menschen sollten keinem Zweck unterworfen werden
Als die Schule 1968 von Schwester Pia Elisabeth Hellrung gegründet wurde, geschah das in einer abgeschotteten, ideologisierten Gesellschaft. Ministerpräsident a.D. Dieter Althaus erinnerte in seiner Festansprache daran, dass der Bildungs- und Erziehungsplan der DDR die Vermittlung der sozialistischen Moral – „Was auch immer das sein sollte“ – schon im Kindergarten vorsah.
„Wir haben hier vor knapp 30 Jahren jeden Montag dafür demonstriert, dass Schluss ist mit Ideologisierung und Indoktrinierung.“ Nie wieder sollten ideologische Instrumente an Kindern ausprobiert werden.
Auch heute, so Althaus, gebe es immer wieder Versuche, die Bildung und die Menschen einem Zweck zu unterwerfen. Beispiele dafür sieht er vor allem in der Medizin. Sowohl die Diskussion um die aktive Sterbehilfe als auch um die vorgeburtliche Diagnostik bei Kindern mit Down-Syndrom übten Druck aus auf Menschen in Notlagen und brächten sie mitunter darum, mit anderen Menschen zu leben.
Im Bereich der Schule sei es heute vor allem die Inklusion, der die Förderschulen zum Opfer gefallen seien. Nicht die Möglichkeiten der Kinder und der Lehrer stünden hier im Vordergrund, nicht was für den Einzelnen der beste Weg sei, sondern die Idee.
Gerade die christlichen Schulen seien heute gefordert, den Menschen im Vordergrund zu halten, so Althaus.
Zukunft gestalten
Stefan Burk, Geschäftsführer der SMMP-Schulen, nahm in seinem Grußwort Vergangenheit und Zukunft der Bergschule in den Blick. Rund 6500 Schülerinnen und Schüler haben seit 1968 hier einen Schulabschluss gemacht oder eine Ausbildung absolviert. Im ersten und zweiten Jahrzehnt waren es jeweils 140 Abschlüsse. In den letzten beiden Jahrzehnten, einer Zeit, in der die Bevölkerungszahl des Eichsfeldes von 120 000 auf 100 000 sank, stieg die Zahl der Absolventen der Bergschule auf jeweils rund 2500.
Seit der Wende habe die Schule ihr Bildungsangebot kontinuierlich ausgebaut und biete heute acht Bildungsgänge im Bereich Soziales und Gesundheit an. „Die Abschlüsse sind – sieht man sich den aktuellen Bedarf und Stellenmarkt sowie die gesellschaftliche Entwicklung an – absolut zukunftsfähig“, betonte Burk.
Seit mehr als 150 Jahren präge die Ordensgemeinschaft der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel Heiligenstadt, den Umkreis und zahlreiche andere Landesteile mit ihrem Engagement. Besonders der Bildung sei die Gemeinschaft hier in Heiligenstadt über die Jahre stets treu geblieben – unter anderem durch die Gründung und den Betrieb der Bergschule St. Elisabeth.
Anders als im Gründungsjahr der Schule sei der christliche Glaube heute weitaus weniger stark in der Gesellschaft verankert. Im vergangenen Jahr haben die evangelische und katholische Kirche nach Medienberichten rund 660000 Mitglieder verloren. Auch habe sich die Gesamtzahl der Ordensschwestern von 1990 bis 2015 um mehr als die Hälfe verringert.
„Diese Entwicklung können wir nicht aufhalten“, sagte Burk. „Was wir aber tun können ist, diese Entwicklung als herausfordernde Aufgabe anzunehmen und darauf zu reagieren.“
Auch die Bergschule St. Elisabeth sehe sich immer wieder mit Veränderungen konfrontiert, für die es keine einfachen Lösungen, aber dennoch gute Lösungen gebe. Wirtschaftlich und personell sei es immer wieder nötig gewesen, Veränderungen vorzunehmen, die auch für Unruhe und Unmut gesorgt haben.
Man werde, so betonte Burk, aber alle Anstrengungen unternehmen, um die Schule gut aufzustellen, um nachhaltig erfolgreich in den nächsten 50 Jahren agieren zu können.
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