Fastnacht ist vorbei – das Fasten beginnt. Dabei fühlt es sich an, als lebten wir bereits zwei Jahre in einer andauernden Fastenzeit: Seither ist nichts wie zuvor.
Freiwilliger Verzicht wurde zu einem Verzicht auf sehr vieles – einem Verzicht, der bis heute anhält. Dabei ist unser christliches Fasten genau wie das Fasten in vielen Religionen normalerweise zeitlich befristet – bei uns eben in Vorbereitung auf Leiden und Sterben Jesu und noch viel wichtiger auf seine Auferstehung.
Und tatsächlich: Es gibt Licht am Ende des Tunnels. Die Corona-Pandemie entspannt sich langsam und wir dürfen auf die Zukunft hoffen. Doch nicht naiv oder mit Leichtsinn, sondern mit Augenmaß und klarem Verstand.
Viel besorgniserregender ist jedoch die aktuelle politische Lage in ganz Europa und der Welt. Der Russland-Ukraine-Konflikt, der Überfall auf einen unabhängigen und souveränen Staat, ist durch nichts und niemanden zu rechtfertigen. Wir erleben eine Situation, die es seit fast 80 Jahren nicht gegeben hat. Es ist ein Versuch, die Grenzen innerhalb Europas gewaltsam zu verschieben und vielleicht ein ganzes Land von der Weltkarte zu tilgen. Und das alles ist nicht weit von uns entfernt.
Besonders in der Fastenzeit lädt Jesus uns ein umzukehren, den Blick neu zu richten: hin zu ihm, hin zu seinem Vater, zu unseren Mitmenschen, zu uns selbst, hin zu seiner Liebe.
Wir entscheiden uns für die Liebe, für die Menschlichkeit und für den Frieden in dieser kalten, harten Zeit. Lasst uns nicht wegschauen, sondern voneinander lernen. Lasst uns die Hoffnung nicht aufgeben und die guten Seiten sehen. Lasst uns verbünden, statt immer gleich aufeinander loszugehen.
Und so bitten wir voll Vertrauen:
Gott, Gerade in diesen Tagen erleben wir, wie zerbrechlich unsere Sicherheiten sind, wie gefährdet unsere Ordnungen sind. Wütend und fassungslos erleben wir, wie Machthaber die Freiheit und das Leben vieler Menschen gefährden. Wie in Europa ein sinnloser Krieg ausgetragen wird.
Was geschieht als Nächstes? Welchen Informationen können wir trauen? Was können wir tun, das helfen oder etwas bewegen würde?
Sieh die Not. – Sieh unsere Angst.
Wir bitten dich für die, die um ihr Leben fürchten, und für die, die sich beharrlich für friedliche Lösungen einsetzen.
Gerade der Aschermittwoch und die anschließende Fastenzeit gibt uns Gelegenheit auf unser eigenes Leben zu blicken, in uns zu gehen und im Fasten, im Verzicht auf etwas, was uns lieb ist, die lebensbejahende Kraft der Liebe, der Gerechtigkeit und des Friedens zu erfahren und so gestärkt auf das Osterfest zuzugehen.
Adrian Knieriemen, FS-M2
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