Bergschule St. Elisabeth

Staatlich anerkannte katholische berufsbildende Schule

Wir bleiben hier!

Schüler: „Wir sind jeden Euro wert“

Auch 100 Schüler der katholischen berufsbildenden Bergschule St. Elisabeth nahmen an der Demonstration vor der Erfurter Staatskanzlei teil. Foto: Peter Weidemann
Auch 100 Schüler der katholischen berufsbildenden Bergschule St. Elisabeth nahmen an der Demonstration vor der Erfurter Staatskanzlei teil. Foto: Peter Weidemann

Bergschule kämpft für die Finanzierung der Erzieher-Ausbildung

Die berufsbildende Bergschule St. Elisabeth in Heiligenstadt kämpft für die Finanzierung ihrer Erzieherausbildung. Nach dem jetzt vorgelegten Entwurf des neuen Landesgesetzes zur Finanzierung freier Schulen würden der Einrichtung künftig mehrere hunderttausend Euro pro Jahr fehlen. Trotz Schulgeld und Förderverein. „Das ist auf Dauer nicht leistbar“, mahnt der kaufmännische Leiter Michael Bünger.

Deshalb nahmen bereits 100 Schüler der berufsbildenden Schule an der landesweiten Demonstration vor der Staatskanzlei in Erfurt teil. Inzwischen gab es einige Nachbesserungen in der Gesetzesvorlage, jedoch wäre die Heiligenstädter Schule immer noch besonders betroffen – „da die Kürzungen ausgerechnet in den sozialen Bildungsgängen stattfinden“, so Bünger.

"Wir sind jeden Euro wert", erklären die Bergschüler aus Heiligenstadt. Foto: Peter Weidemann
„Wir sind jeden Euro wert“, erklären die Bergschüler aus Heiligenstadt.

An der Bergschule, die zurzeit 500 Auszubildende besuchen, gehören dazu die Fachoberschule, die Berufsfachschulen für Gesundheit und Ernährung, das Berufsvorbereitungsjahr, die Ergotherapie und das „Herz“ der Einrichtung, die Erzieher-Ausbildung. Der Anmeldestand ist bei all diesen Bildungsgängen ungebrochen gut.

Zuschüsse sinken drastisch

Der jährliche Zuschuss für die 122 Absolventen der verbindlichen Vorausbildung zum/zur Sozialassistent/in fällt nach jetzigem Stand von 5860 auf 4500 Euro, der für die 177 angehenden Erzieherinnen und Erzieher von 3376 auf 3199 Euro. „Schon jetzt hat die Schule das Schulgeld für die Sozialassistenten auf 75 Euro monatlich und für die Erzieher auf 90 Euro angehoben. Viel Geld in einer strukturschwachen Region“, weiß Schulleiterin Gabriele Sachse.

Ebenso sei der Ausbildungsgang Altenpflege betroffen, mit dem die berufsbildende Bergschule im neuen Schuljahr beginnt. „Der Bedarf an kirchlich ausgebildeten Pflegekräften ist groß. Denn von den Seniorenheimen sind die meisten in kirchlicher Trägerschaft“, begründet die stellvertretende Schulleiterin Dr. Jutta Müller den Schritt. Sie organisiert diesen Bildungsgang. 75 Euro bringen die Schüler der Bergschule bzw. deren Ausbildungsträger bereits selbst auf.

Immerhin: Der politische Protest vor der Staatskanzlei hat erste Wirkung gezeigt. Foto: Peter Weidemann
Immerhin: Der politische Protest vor der Staatskanzlei hat erste Wirkung gezeigt.

„Schon im Kalenderjahr 2014 musste die Ordensgemeinschaft als Träger gegenüber 2013 erheblich mehr Eigenmittel beisteuern, um den Betrieb der Schule zu sichern“, sagt die Geschäftsführerin Schwester Anna Maria Hovest. „Die Ordensgemeinschaft tut das – denn die Schule ist uns wichtig.“ Aber auf Dauer sei das natürlich nicht zu stemmen.

Kürzung bei sozialen Berufen

Dazu käme, dass die jährlich zugestandenen 1,9 Prozent Inflationsausgleich unter den üblichen Gehaltserhöhungen lägen, ergänzt Michael Bünger. Die Tarife des öffentlichen Dienstes sind aber auch für freie Träger bindend. Damit würde das Defizit weiter wachsen. Und so sei die berufsbildende Bergschule, die als Gruppenerzieherinnenseminar in der DDR bestanden hatte, in der jetzigen Ausprägung ernsthaft gefährdet.

Dass die Fördersätze gerade in den sozialen Berufen gekürzt werden sollen, hält auch die LIGA der Freien Wohlfahrtspflege als Vertreterin der 157 freien Schulen in Thüringen für absurd: „Gesellschaftliche Anforderungen und bildungspolitische Steuerungen laufen auseinander.“ Gabriele Sachse fügt hinzu: „Ohnehin müssen wir über den lokalen Bedarf hinaus ausbilden, da viele Schüler später nach Niedersachsen oder Hessen gehen.“ Von den examinierten Erziehern an der Bergschule fänden alle eine Anstellung.

"Wir sind bunt" steht auf diesem Transparent der Bergschüler. Auch wenn die 0,25 Prozent jährlicher Steigerung schon nachgebessert wurden: Die berufsbildende Schule stünde wesentlich schlechter da als vorher. Foto: KBBS
„Wir sind bunt“ steht auf diesem Transparent der Bergschüler. Auch wenn die 0,25 Prozent jährlicher Steigerung schon nachgebessert wurden: Die berufsbildende Schule stünde wesentlich schlechter da als vorher.

Außerdem hatten die freien Schulen auf ein Wegfallen der Bewährungsfrist für neue Bildungsgänge gehofft. „Dies bedeutet, dass die jeweilige Einrichtung eine neue Ausbildung drei Jahre lang selbst finanzieren muss, ehe öffentliche Fördermittel fließen“, erklärt Jutta Müller. Auch das träfe vor allem die berufsbildenden Schulen. „Eine weitere Regelung, die die erforderliche Flexibilität beim Ausbildungsangebot konterkariert“, ärgert sich Michael Bünger.

Er erinnert sich an ein Plakat, das einige Auszubildende der Bergschule bei der Demonstration in Erfurt in die Luft reckten: „Die Gleichstellung aller Schüler ist ein Grundrecht.“ In den kommenden Wochen und Monaten werde sich zeigen, wie ernst es die Landesregierung damit meint.