Staatlich anerkannte katholische berufsbildende Schule

Wir bleiben hier!

Bergkloster Stiftung würdigt Einsatz von Schülern für Schüler

Schwester Maria Thoma Dikow und Schulleiterin Gabi Sachse (l.) überreichen die Urkunden an Toni Fiedler (2.v.l.) und Lucas Schmidt (r.). Foto: SMMP/Sr. Theresita Maria Müller
Schwester Maria Thoma Dikow und Schulleiterin Gabi Sachse (l.) überreichen die Urkunden an Toni Fiedler (2.v.l.) und Lucas Schmidt (r.).

Lucas Schmidt und Toni Fiedler bereiten Jugendliche auf ihre Abschlüsse vor – mit dieser Initiative erreichen sie beim SMMP Schulpreis den ersten Platz

Bei ihren Praktika in den Klassen, die den Haupt- oder Realschulabschluss nachholen, haben die angehenden Erzieher Lucas Schmidt und Toni Fiedler vor allem gespürt, vor welcher Prüfungsangst die Schülerinnen und Schüler stehen. „Schnell haben wir da angefangen, auch privat Nachhilfe zu geben. Aber daraus wollten wir ein dauerhaftes Projekt machen, in das sich andere mit einbringen können“, erklärt Lucas Schmidt. Dieses Projekt trägt inzwischen einen Namen: „Schüler helfen Schülern.“ Und für diese Idee verleiht die Bergkloster Stiftung den beiden 21-Jährigen in diesem Jahr den ersten Preis bei dem SMMP Schulpreis für Engagement.

Lucas Schmidt und Toni Fiedler wollen das Selbstlernzentrum noch gemütlicher machen. Es wird bereits rege von den Schülerinnen und Schülern genutzt. Foto: KBBS/SMMP
Lucas Schmidt und Toni Fiedler wollen das Selbstlernzentrum noch gemütlicher machen. Es wird bereits rege von den Schülerinnen und Schülern genutzt.

Mit dieser Auszeichnung würdigt die Stiftung den Einsatz der Schülerinnen und Schüler an den SMMP-Schulen für ihr ehrenamtliches, gesellschaftliches Engagement. „Wir haben sehr beeindruckende Bewerbungen erhalten. Dazu gehört auch Ihre. Unsere Schulen wollen Sie ja genau in diesem Geist der Solidarität stärken“, betonte Generaloberin Schwester Maria Thoma Dikow bei der Verleihung der Urkunden an der Bergschule. Sie ist zugleich Vorsitzende der Bergkloster Stiftung SMMP.

Den ersten Platz teilen sich die beiden Bergschüler mit einer angehenden Abiturientin aus dem Berufskolleg Canisiusstift in Ahaus. Auch sie setzt sich mit ihrem Kursangebot „Begegnungen mit dem Pferd“ vor allem für benachteiligte Jugendliche ein. Für beide Projekte gibt es ein Preisgeld von je 2000 Euro.

Von den Nachhilfeschülern, die zu Lucas Schmidt und Toni Fiedler kommen, besuchen viele das Berufsvorbereitungsjahr. Manche leben erst seit kurzer Zeit in Deutschland und haben noch Sprachdefizite. Andere sind an Regelschulen schon einmal an dem Realschulabschluss gescheitert. Hier holen sie ihn nach. „Und dabei ist es ein schönes Zeichen, dass wir uns als Schülerinnen und Schüler untereinander helfen. Das stärkt den Zusammenhalt“, erklärt Toni Fiedler.

Gerade in der Corona-Zeit liefen viele Gefahr, den Anschluss zu verlieren

Einige Mitschülerinnen und Mitschüler durften bei der Preisübergabe dabei sein.  Foto: SMMP/Sr. Theresita Maria Müller
Einige Mitschülerinnen und Mitschüler durften bei der Preisübergabe dabei sein.

Zeitweise investieren die beiden angehenden Erzieher aus der Mittelstufe ihres Ausbildungsgangs täglich zwei bis drei Stunden Zeit in diese Aufgabe. Gefragt sind vor allem Nachhilfeunterricht in Englisch und Mathematik. Aber auch die Gesundheitslehre spielt an der Schule traditionell eine wichtige Rolle. „Wir gaben gemerkt, dass unser Angebot in der Corona-Zeit mit den vielen Phasen des Distanzunterrichts besonders wichtig ist. Viele liefen Gefahr, den Anschluss zu verlieren“, sagt Toni Fiedler. Zehn bis 15 Jugendliche kommen mittlerweile regelmäßig.

2021 wird der SMMP Schulpreis für Engagement bereits zum zweiten Mal vergeben.
2021 wird der SMMP Schulpreis für Engagement bereits zum zweiten Mal vergeben.

Den Nachhilfeunterricht geben sie in dem neuen Selbstlernzentrum, das 2020 in den Räumen des früheren Schwesternkonventes entstanden ist. „Das wollen wir mit dem Preisgeld noch besser ausstatten, zum Beispiel weitere Laptops anschaffen. Außerdem wollen wir eine Ideensammlung für die optische Verschönerung der Räume starten. Die Jugendlichen sollen sich hier wohlfühlen können“, erläutert Lucas Schmidt. Und Toni Fiedler ergänzt: „Ganz wichtig ist außerdem ein Drucker. Denn wir stellen fest, dass viele Schülerinnen und Schüler ihre Arbeitsmaterialien zu Hause gar nicht ausdrucken können.“

Um der Angst vor den Abschlussprüfungen entgegenzuwirken, haben sich Lucas Schmidt und Toni Fiedler die Prüfungsausgaben der vergangenen Jahre herausgesucht. „Die gehen wir nun mit denen, die jetzt vor ihrem Haupt- oder Realschlussabschluss stehen, eins zu eins durch“, erklärt Toni Fiedler -„der eine erklärt die Aufgaben, der andere geht durch die Reihen. Dabei können wir gut erkennen, wo bei wem die Schwierigkeiten liegen.“ Und wenn man mehrere dieser Prüfungen durchgearbeitet habe, wüssten die Schülerinnen und Schüler viel genauer, was auf sie zukommt: „Das nimmt ihnen die Unsicherheit.“

Hohe Frustrationstoleranz

Toni Fiedler (l.) und Lucas Schmidt freuen sich über den ersten Platz bei dem SMMP Schulpreis für Engagement.  Foto: SMMP/Sr. Theresita Maria Müller
Toni Fiedler (l.) und Lucas Schmidt freuen sich über den ersten Platz bei dem SMMP Schulpreis für Engagement.

Schulleiterin Gabriele Sachse schätzt dieses Engagement ihrer beiden Schüler sehr hoch ein: „Denn dazu gehört auch eine hohe Frustrationstoleranz. Das ist bewundernswert. Erst recht, wenn man bedenkt, dass Ihr in Zeiten des Distanzunterricht extra eine Strecke von 35 Kilometern zurücklegt, um hier in der Schule anderen Schülern zu helfen.“ Lucas Schmidt wohnt in Leinefelde, Toni Fiedler in Bischofferode.

Um sich herum haben die beiden angehenden Erzieher mittlerweile aber auch einige Mitstreiterinnen und Mitstreiter versammelt. Dazu gehört unter anderem Ann Meixner, die im vergangenen Jahr mit Philipp Grohmann bereits eine der Preisträgerinnen beim SMMP Schulpreis war und mit ihrem Engagement für die „Schule ohne Rassismus“ dazu beitrug, dass das Selbstlernzentrum entstand.

„Wir sind ja noch bis zum Sommer 2022 an der Bergschule. Dennoch wollen wir weitere Schülerinnen und Schüler gewinnen, hier mitzumachen. Die sprechen wir ganz gezielt an. Und nach der Corona-Pandemie planen wir einen größeren Info-Abend“, blickt Toni Fiedler bereits nach vorn. Denn ihm und Lucas Schmidt liegt daran, das Projekt nachhaltig an der Schule zu etablieren.

Schulsozialarbeiter Thomas Kewitz ist eine wichtige Stütze

Das Selbstlernzentrum ist ein Zeichen der Gemeinschaft. Foto: SMMP/Sr. Theresita Maria Müller
Das Selbstlernzentrum ist ein Zeichen der Gemeinschaft.

Eine wichtige Rolle spiele dabei auch Schulsozialarbeiter Thomas Kewitz, den die Jugendlichen kurz „Kiwi“ nennen. Zwar sind es in erster Linie die Klassenlehrer, die Schülerinnen und Schüler für den Nachhilfeunterricht empfehlen, doch oft genug muss der Sozialarbeiter vermitteln. Zum Beispiel, wenn jemand, der eigentlich kommen soll, mehrfach nicht erscheint: „Dann hat Kiwi einfach noch einmal einen anderen Zugang zu den Jugendlichen als die Lehrer oder als wir“, lobt Lucas Schmidt.

Nicht zuletzt sammeln die angehenden Erzieher auch für sich selbst wertvolle Erfahrungen. Beide engagieren sich ehrenamtlich in Vereinen: Lucas Schmidt in seinem Fußballverein und Toni Fiedler in der Freiwilligen Feuerwehr und im Kirmesverein. Der richtet jedes Jahr das Kirchweih- und Patronatsfest seiner Pfarrgemeinde in Bichofferode aus: „Dabei ist die Integration neuer Dorfbewohner ebenfalls ganz wichtig.“ Außerdem hat er bereits einen kleinen Nebenjob in der Altenpflege.

Beide können sich für ihr späteres Berufsleben gut ein Engagement in der aufsuchenden Sozialarbeit der Jugendhilfe vorstellen. Lucas Schmidt ist überzeugt: „Dafür können wir in diesem Projekt an der berufsbildenden Bergschule sicher eine Menge lernen.“ Umso größer ist ihre Motivation, den Nachhilfeunterricht für ihre Mitschülerinnen und -schüler erfolgreich zu gestalten.